„Dann mach’s doch grad selbst – und so kam’s“

Im Interview mit der Schwetzinger Zeitung: Seit zehn Jahren vertritt Olav Gutting den „Spargel-Wahlkreis“ für die CDU im Bundestag – ein Rückblick mit kleiner Bilanz und Eingeständnissen / Ferner: Interview mit dem Wochenblatt

Foto Olav Gutting MdBOlav Gutting ist seit zehn Jahren Bundestagsmitglied der CDU. In einem Interview verrät er, was ihn zur Kandidatur bewegte, ob er noch immer aufgeregt ist, wenn er Reden im Bundestag hält und ob er sich ein Ministeramt vorstellen kann.

Herr Gutting, wie kam es damals vor zehn Jahren zu Ihrer Kandidatur, wer hat Sie dazu animiert und wie war das bei der Kandidatenaufstellung für Sie?
Olav?Gutting: Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser. Zur Kandidatur entschlossen habe ich mich quasi am Mittagstisch. Nachdem ich über die damalige rot-grüne Bundesregierung gemeckert hatte und die Meinung vertrat, die CDU müsse sich besser aufstellen, meinte mein Vater etwas genervt: Dann mach's doch grad selbst. Und so kam's.

Vor zehn Jahren zählten Sie zumindest bei der CDU zu den ganz jungen Abgeordneten. Fühlten Sie sich stets ernst genommen? Gutting: Es ist wie immer und überall: Wenn man als Neuer irgendwo dazu kommt, muss man sich einordnen. Eine der positiven Erfahrungen war der offene und hilfsbereite Umgang der älteren und erfahrenen Kollegen mit uns Frischlingen. Und heute gehöre ich fast schon zu den alten Hasen.

Wie viele Reden haben Sie seither im Plenum gehalten und auf welche sind Sie besonders stolz? Gutting: Das sind mittlerweile so viele geworden, dass ich sie nicht mehr zähle. Die allererste Rede im Deutschen Bundestag bleibt wohl in guter Erinnerung. Da weist der Bundestagspräsident darauf hin, dass dies die Jungfernrede ist. Und meistens applaudieren dann auch alle Fraktionen. Das passiert später nicht mehr.

Welche Fachbereiche betreuen Sie derzeit innerhalb der Fraktion? Gutting: Seit einigen Jahren arbeite ich im wichtigen Finanzausschuss mit und bin dort für den gesamten Bereich der Einkommensteuer zuständig. Das ist ein sehr weites, arbeitsintensives und leider auch sehr komplexes Feld.

Können Sie sich eigentlich Schwarz-Grün vorstellen? Gutting: Oh, da braucht man viel Fantasie! Die Grünen sind staatsgläubig und wollen ständig die Menschen bevormunden. Mit ihrer geplanten Einkommensteuererhöhung, der Vermögensabgabe und Verdoppelung der Erbschaftssteuer gefährden sie unseren Mittelstand, da gibt es für mich im Moment wenig Basis für eine Zusammenarbeit.

Glauben Sie, dass Sie mal Staatssekretär oder Minister werden? Gutting: Der Glaube sollte der Religion vorbehalten sein. Derzeit fühle ich mich als direkt gewählter Abgeordneter im Bundestag und in einem der zentralen Ausschüsse ganz wohl.

Was war in den zehn Jahren Ihr bewegendster Moment? Gutting: Da gab es schon einiges Bewegendes und Berührendes. Nachhaltig beeindruckt hat mich die gemeinsame Sitzung mit den französischen Kollegen der Assemblée national im historischen Plenum in Versailles - besonders mit Blick darauf, dass unsere beiden Völker sich über Jahrhunderte hinweg regelmäßig die Köpfe eingeschlagen haben.

Wie leben Sie heute neben der Politik? Arbeiten Sie noch als Rechtsanwalt? Wie und wo leben Sie mit Ihrer Familie? Bleibt Raum für Hobbys? Gutting: Wichtig war und ist mir, dass ich neben der Politik noch meinen bürgerlichen Beruf als Rechtsanwalt ausüben kann - zumindest teilweise. Das gibt mir eine gewisse Unabhängigkeit. Und der Praxisbezug schadet für die Arbeit im Bundestag sicherlich nicht. Die wenige Freizeit gehört meiner Familie. Darauf lege ich großen Wert.

Sind Sie manchmal nervös, wenn Sie eine Rede halten müssen, und wenn ja, wann? Gutting: Auch nach Dutzenden von Reden ist es immer noch etwas Besonderes, im Deutschen Bundestag am Rednerpult zu stehen. Trotz aller eingekehrten Routine bin ich auch heute noch vor einer Rede etwas angespannt und zumindest ein bisschen nervös.  (© Schwetzinger Zeitung / von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Gruler / Dienstag, 11.12.2012)

Weiteres Interview: Wochenblatt, 5. Dezember 2012

Interview: Wochenblatt vom 5. Dezember 2012

Drucken E-Mail