Sechs Thesen zum Islam in Deutschland

CDU2017.de: Heute die richtigen Entscheidungen für 2017 treffen

„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Selten hat ein Satz so viele Assoziationen, Emotionen und Diskussionen hervorgerufen wie dieser. Dabei ist er eigentlich sehr banal. Hier lebende Muslime gehören schon längst zu Deutschland und tun das selbstverständlich auch mit ihrem Glauben. "Den einen Islam“ gibt es im Übrigen nicht. In seinen extremistischen Formen gehört er sicher nicht zu Deutschland. Die CDU ist eine einladende Partei, was sich nicht zuletzt im Begriff der Union ausdrückt: Nach dem Krieg hat sie mit großer integrierender Kraft das bis dahin Unmögliche möglich gemacht und es geschafft, Protestanten und Katholiken innerhalb einer Partei zu vereinen. Vielen scheint es heute genauso undenkbar, dass sich Christen und Muslime wie selbstverständlich in einer Partei begegnen und für dieselben Ziele kämpfen. Wir laden die Muslime zur aktiven Mitarbeit in der CDU ein. Wir wollen bestehende Differenzen und Probleme aktiv benennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Sonst entwickelt sich mehr und mehr eine bedenkliche Sprachlosigkeit zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland und Europa, weil Vorurteile nicht ausgeräumt werden können und sich Resignation breit macht.

Daher sechs Thesen:

1. Die freie Wahl und Ausübung der Religion ist ein hohes schützenswertes Gut. Aber in einer pluralen Gesellschaft muss sich auch Religion kritische Fragen oder karikierende Darstellungen gefallen lassen. Das gilt ausdrücklich für alle Religionen. So ist der Islam in Deutschland eine Religion unter vielen und muss sich wie diese in die Regeln unseres Zusammenlebens in einer offenen und freien Gesellschaft einfügen.

2. Diejenigen, die für einen Islam stehen, der den Koran in seinem historischen Kontext auslegt und ihn in den gesellschaftlichen Zusammenhängen des 21. Jahrhunderts und im europäischen Kontext deutet, müssen sich auf unsere Unterstützung verlassen können. Jede extremistische Form der Auslegung des Korans hat immer auch einen Alleinstellungs- und Allmachtsanspruch ins Weltliche, der mit jeder Faser dem Geist unserer Verfassung widerspricht. Sie muss mit rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden, wo er sich aktiv gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung wendet.

3. Wir brauchen mehr Lehrstühle für islamische Theologie in Deutschland. Die Trennung von Staat und Religion und die verfassungsrechtlich verbriefte Religionsfreiheit in der Bundesrepublik erlauben neue und freie Denkanstöße. Die islamische Theologie in Deutschland sieht es als ihre Hauptaufgabe, Antworten auf Fragestellungen eines multireligiösen, weltanschaulich-neutralen und freiheitlich demokratisch verfassten Gemeinwesens zu geben. Darin möchten wir sie unterstützen und Lehre und Forschung dauerhaft ausbauen und mit spürbar mehr Mitteln ausstatten. Dazu gehört auch, Absolventen eine wirkliche Berufsperspektive aufzuzeigen etwa als Religionslehrer oder in der sozialen Arbeit.

4. Nur wer den Alltag der Muslime in Deutschland kennt, kann lebensnah predigen oder lehren. Wir brauchen deshalb mehr deutschsprachige Imame, die hier leben und arbeiten. Es sollte selbstverständlich sein, dass in Moscheegemeinden auch deutsch gesprochen wird. Das ist gerade für die in Deutschland geborenen Muslime wichtig, damit auch sie sich angesprochen fühlen und sie sich eben nicht Radikalen anschließen, die meist tatsächlich auf Deutsch predigen. Das vielfach praktizierte Modell des "Import-Imam", der aus dem Ausland geschickt und bezahlt wird und kaum deutsch spricht, ist ein Hindernis für gute Integration.

5. Die an der Islamkonferenz beteiligten Gruppen sind keine theologischen, sondern eher religions-politische Ansprechpartner, die zudem nach ihren Mitgliederzahlen nur eine Minderheit der hier lebenden Muslime repräsentieren. So ist es schwer, verbindliche Ansprechpartner für den gesellschaftlichen oder auch interreligiösen Dialog Partner zu finden. Wir wollen daher helfen, dass sich der Islam in Deutschland und Europa auch theologisch so organisiert, dass er Verhandlungs-, Vertrags- und Dialogpartner von Staat und Gesellschaft sein kann. Vom Ausland finanzierte und organisierte Vereine und Gemeinden können nur Übergangslösungen sein. Wir müssen mehr Möglichkeiten entwickeln, damit nicht-organisierte Muslime eine Plattform haben, religionspolitische Fragen zu diskutieren. Die Konflikte zwischen islamischen Gruppierungen und Strömungen im Ausland dürfen nicht auch deren Zusammenarbeit in Deutschland erschweren. Wir brauchen einen einheitlichen Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft, denn Religion ist nicht ausschließlich Privatsache. Deshalb unterstützen wir die Forderung, dass auch muslimische Einzelpersönlichkeiten wieder in der Islamkonferenz vertreten sind und sprechen uns klar für den Aufbau einer bundesweit arbeitenden islamischen Akademie nach dem Vorbild der katholischen und evangelischen Akademien aus.

6. Wir brauchen ein starkes Bündnis für Islamismusprävention. Blogs und Videos wirken insbesondere auf junge Menschen anziehend. Dem müssen zielgruppenorientiert im Netz Clips und Blogs für eine friedliches Islamverständnis entgegen gesetzt werden. Darüber hinaus müssen alle Moscheevereine stärker gegen menschen- und demokratiefeindliches Gedankengut, wie Antisemitismus vorgehen, z.B. durch konkrete Begegnungsprogramme von jungen Muslimen mit jungen Juden nach dem Vorbild "Ibrahim trifft Abraham". Dazu gehört auch eine stärkere Beteiligung am interreligiösen Dialog.

Linktipp: www.cdu2017.de