Lebensmittel mehr schätzen

Hoher Besuch: Ministerin Ilse Aigner auf Einladung von Olav Gutting MdB gestern auf dem Helmling-Hof in Plankstadt / Bericht der Schwetzinger Zeitung (Volker Widdrat)

Foto: Hoher Besuch: Ministerin Ilse Aigner auf Einladung von Olav Gutting MdB gestern auf dem Helmling-Hof in Plankstadt.

Plankstadt. Großer Bahnhof gestern Abend für Ilse Aigner (CSU) auf dem Spanferkelhof Helmling. Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz war auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Olav Gutting (CDU) in den Jungholz gekommen, um über Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu sprechen und mit Landwirten und Verbrauchern zu diskutieren. Vor der Abendveranstaltung in der ehemaligen Tabakscheune stand eine Stippvisite auf dem Spargelacker an. Gutting reichte der Ministerin die Gummistiefel. Unter den Augen von Bürgermeister Jürgen Schmitt, des CDU-Ortsverbandsvorsitzenden Dr. Arno Neidig sowie des Landtagsabgeordneten Gerhard Stratthaus nahm Aigner nach Anleitung von Landwirt Hans-Peter Helmling Stecheisen und Kelle zur Hand.

Foto: Hoher Besuch: Ministerin Ilse Aigner auf Einladung von Olav Gutting MdB gestern auf dem Helmling-Hof in Plankstadt

Gutting begrüßte die riesige Gästeschar, die vom Küchenteam um Ilse Helmling verköstigt wurde. Der Staat müsse den Menschen eine verlässliche Agrarpolitik bieten und gute Lebensmittel produzieren. Verbraucherschutz fange mit Aufklärung an, die Konsumenten müssten wissen, was sie auf den Tisch bekommen, so Gutting.

Ilse Aigner referierte zum Thema "Ehrliches Essen - Verlässlichkeit in der Agrarpolitik" und ging zunächst auf die zuletzt schlechten Nachrichten ein. Nach dem Dioxin-Skandal, der zu einer riesigen Verunsicherung in der Bevölkerung geführt habe und dem EHEC-Erreger, der allein in Deutschland 50 Menschen das Leben gekostet habe, sei mit den betrügerischen Machenschaften, Rind- durch Pferdefleisch zu ersetzen, die nächste "Sauerei" über die Bevölkerung gekommen. Eine gemeinsame europäische Charta für die nächsten Jahre solle für mehr Verbraucherschutz in der Futtermittelkette sorgen. Die Vorschläge der Europäischen Kommission seien allerdings nicht einfach umzusetzen. Die Sicherheit von Futtermitteln und Lebensmitteln müsse weiter erhöht werden.

Zu viel auf dem Müll

Aigner sprach sich dafür aus, kleinstrukturierte Höfe nicht gegen Großbetriebe auszuspielen. "Gehen wir eigentlich ehrlich mit der Wertschätzung der Lebensmittel um?", fragte sie. Landwirte müssten den Verbrauchern mehr zeigen, wie moderne Landwirtschaft heute funktioniert. Bei den Verbrauchern habe sich eine hohe Sensibilität bezüglich Lebensmittel entwickelt. Andererseits landeten zu viele Produkte auf dem Müll, etwa 80 Kilogramm pro Person und Jahr, insgesamt elf Millionen Tonnen: "Das können wir uns auf Dauer nicht leisten."

"Geplant einkaufen" und "richtig lagern" sollten die Prämissen sein, forderte die Ministerin, das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht als "Wegwerfdatum" zu sehen. Sie selbst habe letzte Woche noch einen Joghurt vom Januar gegessen. Die Menschen müssten sich wieder mehr darauf besinnen, was Lebensmittel wert sind und welche Arbeit in deren Produktion steckt. Dass die landwirtschaftliche Produktion früher für die Tiere besser betrieben worden sei, bezeichnete Aigner als "Irrweg". Den Tieren sei es damals oft nicht besser gegangen als heute.

In der anschließenden Diskussionsrunde beantwortete die Ministerin Fragen zur artgerechten Tierhaltung, zum Zusammenhang von billigen Lebensmitteln und Wegwerfmentalität, zur Absenkung der Einspeisevergütung beim Ökostrom, zur europäischen Zuckermarktordnung und zum Verbot von Neonicotinoiden als Verursacher des Bienensterbens.

(© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 30.04.2013)