„Wir sind nicht der Therapeut der SPD“

Neujahrsempfang der CDU im Palais Hirsch (Autor: Stefan Kern)

Schwetzingen. An Deutlichkeit ließen es die Redner zum CDU-Neujahrsempfang im Palais Hirsch nicht mangeln. Das Jahr ist schon ein paar Tage alt, für den einen oder anderen gerade mit Blick auf die Berliner Bühne fühlt es sich sogar noch etwas älter an, aber trotzdem nutzte die kurfürstliche CDU hier die Gelegenheit für ein paar kommunal-, landes- und bundespolitischen Aufschläge, die den Besuchern des Neujahrsempfangs sichtlich gefielen.

Vor allem der Bundestagsabgeordnete Olav Gutting verstand es in den Augen seiner Parteigänger, eine klare Linie zu ziehen und Grenzen aufzuzeigen. Bevor Gutting in den Ring stieg, übernahm jedoch die Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes, Sarina Kolb, und zog einen Bogen über die tagespolitischen Dinge hinaus. Erinnerte sie doch an das Privileg, in einem Land leben zu dürfen, in dem jeder seine Meinung sagen dürfe und auch ein Engagement entlang dieser Meinung möglich sei. Rechte, die in ihren Augen auf dieser Welt zunehmend unter Druck gerieten. Und damit das so bleibe, fordert sie Akzeptanz des anderen. Dem Anderen und seiner Meinung müsse zugleich selbstbewusst und wohlwollend begegnet werden. Und vor allem gehe es um das Bewusstsein, dass das Leben mehr sei als das Ich. Frei nach Sten Nadolny, der in seinem Buch „Entdeckung der Langsamkeit“ erklärte, dass das Beste, was von einem bleibe, man meistens nicht selbst sei.

Es geht herzhaft zur Sache

Deutlich herzhafter ging es nach einer wunderbaren musikalischen Unterbrechung durch Zoé Wiedemann (Mezzosopran), Martin Neidig (Tenor) und Birgit Amail-Funk am Klavier, mit dem Bundestagsabgeordneten Gutting zur Sache. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Große Koalition alles andere als eine Ideallösung sei. „Ich habe mir da etwas anderes gewünscht.“ Und jetzt sei dank der SPD auch noch aller Zauber, der ansonsten einem Anfang innewohne, verflogen. Trotzdem stellte er klar, dass er hinter dem Sondierungspapier stehen könne. Da fände sich, von keiner Steuererhöhung und keinen neuen Schulden über Investitionen in Pflege und Bildung bis hin zu den Integrationsvorstellungen und Aufnahmekriterien, viel CDU-Programmatik. Anzeige Umso mehr ärgerte sich Gutting über die konfuse Gemengelage und das Nachtreten. Für Nachforderungen zeigte der CDU-Mann wenig bis gar kein Verständnis: „Wir sind nicht der Therapeut der SPD.“ Deutlich erinnerte der Mann die SPD daran, dass es im Bundestag keine linke Mehrheit mehr gebe. Die Zeichen der Zeit stünden klar auf konservativ-bürgerlich. Und wer das ignoriere, habe den Wählerwillen 2017 nicht verstanden. „Wir wollen diese Koalition, aber nicht zu jedem Preis.“

Zukunft sei vielversprechend

Worte, die auch der frühere baden-württembergische Finanzminister Gerhard Stratthaus und der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, Michael Franz, dick unterstrichen. Das Land habe seit 1945 eine enorme Entwicklung absolviert, stehe heute sehr gut da und die Zukunft sei vielversprechend. Und in Stratt-haus’ Augen ist vor allem die CDU für diese Erzählung verantwortlich. In 70 Jahren Republikgeschichte stellte die CDU in immerhin 50 Jahren den Bundeskanzler. Die Menschen vertrauten der CDU ganz offensichtlich. Franz skizzierte zum Ende hin mit Altem Messplatz, Bahn-Ausbesserungswerk, Karlsruher Straße, Capitol, Klimakonzept und Finanzen noch einige kommunale Punkte, die die CDU in den kommenden Monaten beschäftigen werden. Dabei ließ er keinen Zweifel daran, dass bei all diesen Punkten die Handschrift der CDU zu erkennen sein werde. Zum Schluss ehrte Kolb mit Stratthaus und dem abwesenden Bernhard Oswald zwei Urgesteine der CDU. Beide traten 1968, dem Höhepunkt der linken Proteste, der CDU bei und brächten sich seitdem für die Menschen, das Land und die Partei ein. „Dafür gebührt ihnen großer Dank.“

© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 30.01.2018